VSfK e.V.

Eine Katzenschutzverordnung für Bochum

Eine Katze läuft durch den Garten über den Rasen

30. Januar 2017. Ab dem 1. Januar 2018 soll in Bochum eine Katzenschutzverordnung in Kraft treten. Katzenhalter müssen dann ihre freigehenden Katzen kastrieren und registrieren lassen, so der Wunsch des Ausschusses für Umwelt, Sicherheit und Ordnung. Dieser hat die Stadtverwaltung nunmehr damit beauftragt, bis zum Sommer 2017 einen Entwurf für eine Katzenschutzverordnung zu erstellen. Die Ausschuss-Vorsitzende Martina Schmück-Glock (SPD) setzt beim Thema Katzenschutzverordnung vor allem auf die Unterstützung von Tierschutzvereinen und Tierärzten, um die Stadtbevölkerung für die Kastrations- und Registrierungspflicht zu sensibilisieren.

Frau Schmück-Glock, die angestrebte Katzenschutzverordnung soll aus Ihrer Sicht nicht nur die Tiere selbst schützen, sondern ebenfalls Tierschutzverbände und -vereine unterstützen. Was wird Ihnen häufig aus dem Umfeld der Tierschützer berichtet?

Martina Schmück-Glock: Der Antrag von SPD und Grünen beauftragt lediglich die Stadtverwaltung bis zum Sommer den Entwurf einer Katzenschutzverordnung vorzulegen. Von einigen Tierschutzverbänden ist der SPD-Ratsfraktion geschildert worden, dass zur Kastration von Freigänger- und Straßenkatzen eine Rechtsgrundlage erforderlich ist, nicht zuletzt auch für ihre eigene Arbeit. Um das „Katzenelend“, wie es mal eine Bekannte aus Tierschutzkreisen genannt hat, einzudämmen, reiche nicht aus, was ehrenamtliche Helferinnen und Helfer noch schaffen könnten. Es müsse eben viel früher angesetzt werden. Die genaue Ausgestaltung werden wir aber erst dann besprechen können, wenn der Entwurf der Satzung vorliegt. Aus dem Naturschutzbeirat kam außerdem der Appell für eine Verordnung, um Vögel besser zu schützen.

Die Katzenschutzverordnung sorgt nicht bei allen für Zustimmung. Es gibt auch Gegenstimmen. Welche Argumente werden häufig genannt, die gegen eine Katzenschutzverordnung sprechen?

Schmück-Glock: Es ist vor allem umstritten, ob es - in Bochum - überhaupt ein Problem gibt und wenn ja, wie groß es ist und rechtfertig das dann überhaupt noch eine Satzung, also neue Vorschriften für die Bürgerinnen und Bürger. Die Stadtverwaltung sagt, es gebe keine seriösen Zahlen darüber, wie groß die Populationen der jeweiligen Katzen sind. Die Anzahl der Kastrationen sei dagegen in den letzten fünf Jahren um die Hälfte zurückgegangen. Als Ursache dafür vermutet die Verwaltung übrigens die engagierte und erfolgreiche Arbeit der Tierschutzvereine. Die Verwaltung hat auch darauf hingewiesen, dass ihr womöglich das Personal fehlen wird, um eine Katzenschutzverordnung durchzusetzen.

Stehen Sie mit anderen Städten und Kommunen in Kontakt, die bereits die Kastrations- und Registrierungspflicht für Freigängerkatzen eingeführt haben? Wenn ja, welche Erfahrungen wurden Ihnen mitgeteilt und gibt es dort bereits spürbare Effekte?

Schmück-Glock: Wir haben uns in unserem Arbeitskreis Umweltschutz mehrfach mit dem Thema beschäftigt und uns dabei auch die Satzungen aus anderen Städten angeschaut. Die Voraussetzungen scheinen regional ganz unterschiedlich zu sein. Bevor wir eine Satzung beschließen, werden wir deshalb noch mal mit unseren direkten Nachbarn wie dem Ennepe-Ruhr-Kreis und Essen Kontakt aufnehmen, wo es seit kurzem Katzenschutzverordnungen gibt. Ob es spürbare Effekte gibt, ist mir nicht bekannt.

Wie soll in Bochum die Einhaltung der Kastrationspflicht künftig kontrolliert werden?

Schmück-Glock: Dazu erwarten wir natürlich Aussagen in der Beschlussvorlage im Sommer. Allerdings hat die Verwaltung schon deutlich gemacht, dass sie kein zusätzliches Personal oder Geld einsetzen kann. Hintergrund ist, dass der Rat aus Gründen der Haushaltskonsolidierung ein Konzept zur Personaldeckelung mit der Aufsichtsbehörde verabredet hat. Vor allem am Anfang müsste es aber sowieso eher darum gehen, die Bürgerinnen und Bürger zu informieren und dabei die Tierärztinnen und -ärzte einzubeziehen. Vielleicht macht es von daher sowieso erst später Sinn, über Kontrollen zu reden. Aber auch dann wird von der Verwaltung niemand von Tür zu Tür gehen, nach Katzen suchen oder am Ende auch noch die Nachbarn ausfragen. Das wollen wir als SPD auf gar keinen Fall.

Welche Unterstützung können hierzu regionale Tierschutzvereine liefern?

Schmück-Glock: Die Tierschutzvereine leisten eine gute, ehrenamtliche Arbeit. Das hat ja auch die Verwaltung betont, trotz ihrer Bedenken gegen eine Verordnung. Ich würde mich natürlich freuen, wenn die Vereine und die Ehrenamtlichen auch in Zukunft ihre engagierte Arbeit fortsetzen würden. Auf diese Weise könnten dann auch weiterhin die Gelder abgerufen werden, die das Land für die Katzenkastration zur Verfügung stellt. Und ich könnte mir vorstellen, dass die Vereine ganz erheblich dabei helfen können, die Bürgerinnen und Bürger über die Neuerungen zu informieren, sollte der Rat tatsächlich eine Satzung beschließen.

Zur Person

Martina Schmück-Glock ist seit 1984 im Rat der Stadt Bochum. Die Diplom-Sozialwissenschaftlerin ist Vorsitzende des Ausschusses für Umwelt, Sicherheit und Ordnung.